Unser Blog

Hier erfahren Sie Näheres zu unseren vergangenen Konzerte, aber auch zu Ankündigungen und einzelnen Künstlern.

Wunder der Viola

geschrieben am 23. Februar 2015, veröffentlicht in Allgemein, tags: , , , .

Je erfahrener der Hörer, umso dankbarer ist er für jene eher seltenen Musikerlebnisse, die über alle Professionalität hinaus anrühren und emotional bewegen. In einer Zeit, in der technische Perfektion beinahe zur Selbstverständlichkeit geworden ist (so hart und entbehrungsreich sie erworben werden muss), liegt mehr denn je der Fokus unserer Wahrnehmung auf der künstlerischen Seite – wir möchten gewonnen, wir wollen überwältigt werden.

Máté Szücs, 1. Solo-Bratschist der Berliner Philharmoniker, ist der 36-jährige Zauberer, dem genau dies im restlos ausverkauften Fürstensaal beim letzten Schiederaner Schlosskonzert gelang. Er und die Pianistin Michèle Gurdal wagten und gewannen alles: das Ganze großer Musik speiste sich gleichermaßen aus der intuitiven Hingabe an den Augenblick wie der akribisch ausgefeilten Kultiviertheit bewussten Gestaltens.

Die Viola, sonst nahezu immer im Schatten von Violine und Cello, präsentierte sich in den Händen von Szücs als vollkommen eigenständige Instrumenten-Persönlichkeit: warm, samtig, virtuos und fantastisch variabel bis in die allerhöchsten Lagen – etwa in dem Meisterstück einer unverändert auf die Bratsche übertragenen Version der für die Geige komponierten a-moll-Sonate von Robert Schumann.

Michèle Gurdal war Máté Szücs eine solistisch und kammermusikalisch gleichwertige Partnerin. Ihr kammermusikalischer Feinsinn und das situative Zupacken-Können der Solistin hielten sich klug die Waage. So erlebte man später auch bei Vieuxtemps und in Gestalt der formidablen f-moll-Sonate aus Brahms‘ op. 120 ein ebenso mitreißendes wie bewegendes Duo.

Die Standing Ovations des Publikums drückten genauestens aus, was buchstäblich in Raum und Luft lag: der Geist wunderbarer Musik aus den Händen wunderbarer Künstler. Den vielen gemeinsamen Zukunfts-Projekten der beiden Künstler darf man nur Glück wünschen!

Jung und romantisch

geschrieben am 29. November 2014, veröffentlicht in Allgemein, tags: , , .

Ein tiefer Eindruck für den Hörer, eine nicht weniger tiefe Befriedigung für den Kenner: es gibt sie (noch oder wieder) – junge Künstler, die ihr Instrument nicht nur wie selbstverständlich virtuos, sondern mit jener Inbrunst und Hingabe spielen, die allein Garant für ein echtes, originales künstlerisches Erlebnis sind.

Der erst 19-jährige Pianist Rafael Lipstein ist von dieser Art. Mit Bachs a-moll-Partita gelang ihm ein Wunderwerk an Konzentration, Ernst und spielerischer Heiterkeit. Die bescheidene Klassifizierung ‚musikalisch‘ wurde so unter seinen Händen zu einem Ehrentitel. Und wie der junge Mann mit den Chopinschen Préludes umging, entsprach dem voll und ganz. Besonders die dramatischen Elemente kamen mit jener beinahe schockierenden Unmittelbarkeit, die gerade den erfahrenen Hörer zutiefst berührt. Wir freuen uns über die standing ovations für Rafael – mögen sie Hinweis auf eine große Karriere sein!

Lipstein Ovationen 1

Görner zum Zweiten

geschrieben am 1. Oktober 2014, veröffentlicht in Allgemein, tags: , , , .

Nun war er zum zweiten Mal auf Schloss Schieder, diesmal mit seinem neuen Beethoven-Programm. Und erneut löste sich vor ausverkauftem Haus die große Vorab-Erwartung ein: Lutz Görner bewegte und berührte sein Publikum wie immer.

Er gab dem tragischen Menschen Beethoven Raum, seinem Leid, seinen Kämpfen und Irrungen – gewissermaßen jenseits aber öffnete er die Perspektive auf die Entfaltung des Genies, den Sieg der reinen Kunst. Selten ließ sich die produktive Diskrepanz zwischen Leben und Werk so plastisch erleben.

Die junge russische Pianstin Nadia Singer verlieh Görners Beethoven-Bild sehr brillant und einfühlsam die musikalische Sprache. In sehr bewusst gestalteter Dramaturgie waren die Fäden geknüpft, bishin zu den finalen faszinierenden Schlusstakten der „Appassionata“. Wie sagte der Meister: „Von Herzen, möge es wieder zu Herzen gehen“.

Überragend

geschrieben am 23. April 2014, veröffentlicht in Allgemein, tags: , , , , .

Görner & Nesterenko 2

Manchmal ahnt man es schon. Denn manchmal werfen die Dinge ihre Schatten voraus. Und dann übertreffen die Ereignisse noch die Erwartung. Das zeigt sich nicht nur daran, dass ein Saal – in unserem Fall der Fürstensaal auf Schloss Schieder – buchstäblich aus allen Nähten platzt (und darüberhinaus so mancher Kartenwunsch nicht mehr erfüllt werden konnte), sondern auch an den Reaktionen des Publikums: begeistert, hingerissen und so oft auch in sprachloser Stille gefangen. Was Lutz Görner und Elena Nesterenko an emotionaler Dichte und leibhafter Vergegenwärtigung demonstrierten, hat der Wagnerschen Forderung „gesunde Sinne und ein menschliches Herz“ in großartiger Weise entsprochen. Mehr, denken wir, kann eine künstlerische Performance schlechterdings nicht leisten. Es war – auch in erinnerter Gesellschaft zahlreicher anderer musikalischer Höhepunkte im Rahmen der Schlosskonzerte – ein wirkliches Ausnahmeereignis.

Eine solch osmotische Wechselwirkung konnte umgekehrt auch dem Meister und Bühnenprofi Görner nicht verborgen bleiben. Er war bewegt. Und versprach, mit der Preview seines neuen Beethoven-Programms schon bald wieder zu kommen. Eine Vorstellung, die uns begeistert – und sicherlich auch unser wunderbares Publikum.

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Americans in Paris – in Schieder

geschrieben am 18. Februar 2014, veröffentlicht in Allgemein, tags: , , , , .

‚American in Paris’ – so hieß ihr ambitioniertes Programm. Aber das hätten auch sie selbst sein können:  Fedor Roudine, Rudolf Vanks und Hayrapet Arakelyan, die drei jungen Künstler des Fratres Trio.

In der so ungewöhnlichen Kombination von Klavier, Violine und Saxophon wirbelten sie mal leichtfüßig, mal leidenschaftlich durch jene Gefilde der Musik, in denen sich Klassik und Jazz kreativ und freundschaftlich die Hände reichen. Das Publikum genoss begeistert diesen Exkurs in eine Welt voll guter Laune und musikalischer Turbulenz.

Fratres Trio 3 zugeschnitten