Görner zum Zweiten

Nun war er zum zweiten Mal auf Schloss Schieder, diesmal mit seinem neuen Beethoven-Programm. Und erneut löste sich vor ausverkauftem Haus die große Vorab-Erwartung ein: Lutz Görner bewegte und berührte sein Publikum wie immer.

Er gab dem tragischen Menschen Beethoven Raum, seinem Leid, seinen Kämpfen und Irrungen – gewissermaßen jenseits aber öffnete er die Perspektive auf die Entfaltung des Genies, den Sieg der reinen Kunst. Selten ließ sich die produktive Diskrepanz zwischen Leben und Werk so plastisch erleben.

Die junge russische Pianstin Nadia Singer verlieh Görners Beethoven-Bild sehr brillant und einfühlsam die musikalische Sprache. In sehr bewusst gestalteter Dramaturgie waren die Fäden geknüpft, bishin zu den finalen faszinierenden Schlusstakten der „Appassionata“. Wie sagte der Meister: „Von Herzen, möge es wieder zu Herzen gehen“.

Überragend

Görner & Nesterenko 2

Manchmal ahnt man es schon. Denn manchmal werfen die Dinge ihre Schatten voraus. Und dann übertreffen die Ereignisse noch die Erwartung. Das zeigt sich nicht nur daran, dass ein Saal – in unserem Fall der Fürstensaal auf Schloss Schieder – buchstäblich aus allen Nähten platzt (und darüberhinaus so mancher Kartenwunsch nicht mehr erfüllt werden konnte), sondern auch an den Reaktionen des Publikums: begeistert, hingerissen und so oft auch in sprachloser Stille gefangen. Was Lutz Görner und Elena Nesterenko an emotionaler Dichte und leibhafter Vergegenwärtigung demonstrierten, hat der Wagnerschen Forderung „gesunde Sinne und ein menschliches Herz“ in großartiger Weise entsprochen. Mehr, denken wir, kann eine künstlerische Performance schlechterdings nicht leisten. Es war – auch in erinnerter Gesellschaft zahlreicher anderer musikalischer Höhepunkte im Rahmen der Schlosskonzerte – ein wirkliches Ausnahmeereignis.

Eine solch osmotische Wechselwirkung konnte umgekehrt auch dem Meister und Bühnenprofi Görner nicht verborgen bleiben. Er war bewegt. Und versprach, mit der Preview seines neuen Beethoven-Programms schon bald wieder zu kommen. Eine Vorstellung, die uns begeistert – und sicherlich auch unser wunderbares Publikum.

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