Unser Blog

Hier erfahren Sie Näheres zu unseren vergangenen Konzerte, aber auch zu Ankündigungen und einzelnen Künstlern.

So sollte jeder Sommer klingen

geschrieben am 3. Juli 2016, veröffentlicht in Allgemein, tags: , , .

PalagyiEs kann zutiefst freuen, wenn musikalische Ereignisse sich so strahelnd einlösen, wie sie erwartet wurden.
So jüngst geschehen bei Krisztián Palágyi, dessen wunderbar brillantes, spontanes Akkordeon-Spiel sich so ganz mit dem Bild jenes sympatischen jungen Künstlers deckte, der uns, sein Instrument fest in beiden Armen, im Bild entgegenlächelte.

Das meisterliche Spiel des gebürtigen Ungarn geriet zu einer einzigen Werbeveranstaltung für sein im Aufwind aktueller musikalischer Orientierung segelndes Instrument. Der berühmte Funke zündete sprichwörtlich – die Inspiration hätte noch gut und gern für weitere Stunden gereicht.

„Kammer-Gedanken“

geschrieben am 22. März 2016, veröffentlicht in Allgemein, tags: , , , .

von Hannes Sonntag

Etwas Wehmut sei gestattet – der bewegende Auftritt des Klaviertrios Hannover regt die folgenden Gedanken an…

Welch glückliche Zeiten müssen es gewesen sein, als es normaler guter Brauch war, dass drei Freunde sich zum wöchentlichen Trio-Spiel vereinten, die bekannten stillvergnügten Streichquartettler zur regelmäßigen Probe eilten. Als der klavierspielende Vater die singende Mutter (oder umgekehrt) begleitete – und an vielen Abenden Schubert-Lieder oder Loewe-Balladen erklangen. Sehnsuchts-Ort: Kammermusik.

Kammermusik als Lebensform, als persönliche, familiäre, freundschaftliche oder gesellschaftliche Erfüllungsstunde. Woher sonst käme dieser unerschöpfliche Reichtum allerschönster Musik, diese unglaublichen kompositorischen Strecken, die das 18. und 19. Jahrhundert beschrieben.

Doch ein ermutigender Ausblick ist erlaubt und angebracht. Erleben wir beispielsweise Martha Argerich and friends beim kammermusikalischen Hochleistungs-Musizieren in Verbier, realisieren wir die Neugründung so zahlreicher Kammermusik-Ensembles weltweit oder lauschen den nicht selten phänomenalen Resultaten unseres jungen Nachwuchses im Rahmen der Jugend-musiziert-Wettbewerbe – so muss festgehalten werden, dass im professionellen bzw. semi-professionellen Bereich jede Art von Kammermusik wieder einen zentralen Stellenwert genießt. Vielleicht wird sich, von dorther inspiriert, irgendwann der Ball der Begeisterung zurückspielen in den häuslichen Alltag unserer Tage.

Das spontane Glück gemeinsamen Musizierens dürfte unmittelbar aus den Minen der Damen des „Klaviertrio Hannover“ sprechen…

Klaviertrio Hannover

Gedanken zu einem Ausnahme-Geiger

geschrieben am 29. November 2015, veröffentlicht in Allgemein, tags: , , , .

von Hannes Sonntag

Man ahnt oder weiß es vorher – und ist dann doch immer wieder aufs Höchste erstaunt: zu welch unglaublichen Leistungen ein Interpret auf dem Podium emporwachsen kann.

Ja, natürlich sind da eine immense Begabung und sicherlich ein nicht weniger immenser Fleiß, Talent und Arbeit. Und fraglos standen der instrumentalen Entwicklung großartige Lehrer zur Seite. Aber all das beschreibt letztlich nur das Vorfeld des künstlerischen Ernstfalls. Denn dann kommt die lebendige Begegnung mit einem Publikum, das überzeugt und mitgerissen werden will – ganz gleich ob in einer großstädtischen Philharmonie oder der Intimität eines Kammermusiksaals wie dem auf Schloss Schieder.
Dann muss es klingen, als erklänge es zum ersten Mal. Konzentration, Wachheit und Versenkung müssen gleichbleibend „auf Sendung“ bleiben. Und Ton und Tonfall sollen direkt ins Ohr (was immer heißt: ins Herz) des Hörers gelangen. Erst das ist der Moment der Wahrheit, der fast zwei Stunden dauernde „Augenblick“ der konzertanten Entscheidung.
Und dann erweist sich eben auch, warum dieser junge Künstler – Sergey Dogadin – sich zu Recht in einer derart superlativischen „Karriere-Umlaufbahn“ befindet. Und noch etwas anderes wird klar, etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte, es jedoch heute keineswegs mehr ist: es gibt schlechterdings keinen Ersatz für das öffentliche Life-Konzert. Keine noch so ausgefuchste digitale Aufnahme gibt wieder, was an direktem Erlebnis im Konzertsaal vermittelt werden kann – ganz besonders in einem kleinen Saal, der unmittelbare Sicht und Teilhabe garantiert.

Ravel, Franck, Stravinsky und Rosenblatt wurden zum Event – im allerbesten Sinn des Wortes. Und es bedeutet nicht im Mindesten eine Wertung, wenn erst an dieser Stelle des Duos gedacht wird: gemeinsam mit dem hervorragenden Pianisten Gleb Koroleff realisierte sich ein exzellentes Kammermusikspiel, dessen solistische Fasson eine in solcher Art absolut gültige Version darstellte.
Gerade die erfahrenen Konzerthörer sind dankbar für das Besondere. In diesem Sinne darf ich sagen: ich war dankbar für diesen Abend.

Die Kunst des Klavierspiels

geschrieben am 3. Oktober 2015, veröffentlicht in Allgemein, tags: , , , .

Von Hannes Sonntag

Immer noch ist der Klavierabend so etwas wie ein Urgestein des klassischen Konzertwesens. Die Zahl der Pianisten, jung oder alt, dürfte höher sein als die aller anderen Instrumentalisten. Und daher ist die Orientierung in diesem so üppigen Segment keineswegs einfach – hier gilt das bekannte Wort von jenem Wald, den man vor lauter Bäumen nicht mehr sieht…

Ich wage – ungeschützt und unbewiesen – an dieser Stelle die These, dass wirkliche künstlerische Klasse unter den vielen brillanten pianistischen Profis unserer Tage alles andere als die Regel ist. Die perfekte Spielart des modernen Konzertflügels leistet einem rein sportiven, mechanischen (und daher kalten) Musik-Machen zusätzlich willkommenen Vorschub.

Umso kostbarer sind Augenblicke, wie Elena Nesterenko sie uns in ihrem Klavierabend bescherte. Gerade die gewissermaßen „abgebrühten“, routinierten Hörer klassischer Musik wissen das in besonderer Weise zu schätzen. Ein solcher klanglicher Farbreichtum bei Skrjabin und Mussorgsky, diese große und echte, stets aber klug disponierte Emotionalität kennzeichnen die wahre Künstlerin. Unwillkürlich fühlt man die innere Richtigkeit dessen, was da auf der Bühne geschieht.

Ich habe verschiedentlich lange Gespräche mit Elena Nesterenko über diese Thematik geführt. Sie betonte dabei gern das sich gegenseitig steigernde geistige Volumen der deutschen und russischen Tradition des Klavierspiels – für das stellvertretend Namen stehen wie Heinrich Neuhaus, als genialem Pädagogen, oder Sviatoslav Richter, als genialem Pianisten. Und wir waren uns ganz und gar einig darin, dass – jenseits aller nötigen Virtuosität – gültige Musik-Interpretation nur stattfinden kann, wenn das Ausloten der mentalen Struktur und Tiefe einer Komposition den allerersten Maßstab für musikalische Qualität bildet.

Insofern dürfen wir uns, gemeinsam mit dem begeisterten Schiederaner Publikum, glücklich schätzen, Zeugen eines derartigen Musizierens gewesen zu sein.

Welcome Astor!

geschrieben am 7. August 2015, veröffentlicht in Allgemein, tags:

Jeder Schauspieler weiß es: im Zweifelsfall ist es weitaus schwieriger, den charmanten Verführer zu spielen als den grimmigen Alten. Die Kunst des Leichten und die Künste der Leichtigkeit haben es in sich. Und was dem Publikum dann das ersehnte innere Lächeln entlockt, mag in seiner Entstehung harte Arbeit gewesen sein.

Klarinette plus Akkordeon plus Violoncello: die drei brillanten Herren des Berliner TRIO NEUKLANG zauberten sie dann gleich vielfach in die Gesichter des Publikums – jene von allem falschen Tiefsinn befreite Freude des reinen Hörens. Die musikalischen Heroen der Vergangenheit – von Vivaldi bis Beethoven und von Grieg bis Tschaikowsky – fanden sich unvermittelt in Tango-Zuckungen wieder, die ihnen (so möchte man unbedingt annehmen) nur spontanes Vergnügen bereitet haben können.

‚Goodbye Astor‘ war der Titel des gleichermaßen virtuosen wie kammermusikalisch intimen Programms. Ja, wenn denn sprachlich etwas „auf den Punkt“ zu bringen ist, so auch musikalisch – wie am Sonntagmorgen auf Schloss Schieder perfekt geschehen. Und die Begeisterung am Ende der Matinée war viel zu groß, um es ganz ernst zu nehmen, dieses Goodbye: denn wer hätte nicht Lust, einem derart erlesenen Rausch der Leichtigkeit erneut zu verfallen! Und das nicht nur zu Sommerzeit.