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Szymanowski – ein Moderner?
von Hannes Sonntag
Ja, was ist er nun: ein allerletzter Romantiker, ein verkappter Impressionist, ein früher Moderner? Darüber lässt sich leidenschaftlich streiten – und doch muss jedes scheinbare Ergebnis mit dem Makel seiner Vorläufigkeit leben.
Umso dankenswerter die Tatsache, dass die Geigerin Franziska Pietsch und der Pianist Detlev Eisinger die hierzulande selten zu hörenden ‚Mythes‘ opus 30 an zentraler Stelle ihres Programms positioniert hatten. So war höchste Aufmerksamkeit garantiert und der Musik in besonderer Weise erlaubt, für sich selbst zu sprechen. Dass solche instrumentale Perfektion, solche Hingabe ans Werk, solch gezielte interpretatorische Verführungskunst zusätzlich das Ihre tun, um schließlich unhinterfragendes Staunen zu erregen, darf bewundernd vermerkt werden.
So blieben die beschworenen antiken Gestalten nicht mit sich allein, sondern tummelten sich in ungezählten neuen Klanggesten mitten unter uns – auch ganz jenseits ihrer altgriechischen Vorgaben und unabhängig von haarsträubenden spieltechnischen Herausforderungen. Was also ist er, dieser Karol Szymanowski? Nun, ganz sicher ein aufregender, staunenswerter Komponist, den man viel zu wenig kennt. Richtig, gestorben ist er 1937, kurz bevor das 20. Jahrhundert dabei war, in seine zweite Katastrophe zu entgleisen. So hat Karol Szymanowski, der eben auch ein zutiefst polnischer Komponist war, die kulturelle Zerstörung seines Vaterlandes nicht mehr miterleben müssen.