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Wunder der Viola
Je erfahrener der Hörer, umso dankbarer ist er für jene eher seltenen Musikerlebnisse, die über alle Professionalität hinaus anrühren und emotional bewegen. In einer Zeit, in der technische Perfektion beinahe zur Selbstverständlichkeit geworden ist (so hart und entbehrungsreich sie erworben werden muss), liegt mehr denn je der Fokus unserer Wahrnehmung auf der künstlerischen Seite – wir möchten gewonnen, wir wollen überwältigt werden.
Máté Szücs, 1. Solo-Bratschist der Berliner Philharmoniker, ist der 36-jährige Zauberer, dem genau dies im restlos ausverkauften Fürstensaal beim letzten Schiederaner Schlosskonzert gelang. Er und die Pianistin Michèle Gurdal wagten und gewannen alles: das Ganze großer Musik speiste sich gleichermaßen aus der intuitiven Hingabe an den Augenblick wie der akribisch ausgefeilten Kultiviertheit bewussten Gestaltens.
Die Viola, sonst nahezu immer im Schatten von Violine und Cello, präsentierte sich in den Händen von Szücs als vollkommen eigenständige Instrumenten-Persönlichkeit: warm, samtig, virtuos und fantastisch variabel bis in die allerhöchsten Lagen – etwa in dem Meisterstück einer unverändert auf die Bratsche übertragenen Version der für die Geige komponierten a-moll-Sonate von Robert Schumann.
Michèle Gurdal war Máté Szücs eine solistisch und kammermusikalisch gleichwertige Partnerin. Ihr kammermusikalischer Feinsinn und das situative Zupacken-Können der Solistin hielten sich klug die Waage. So erlebte man später auch bei Vieuxtemps und in Gestalt der formidablen f-moll-Sonate aus Brahms‘ op. 120 ein ebenso mitreißendes wie bewegendes Duo.
Die Standing Ovations des Publikums drückten genauestens aus, was buchstäblich in Raum und Luft lag: der Geist wunderbarer Musik aus den Händen wunderbarer Künstler. Den vielen gemeinsamen Zukunfts-Projekten der beiden Künstler darf man nur Glück wünschen!