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Große Tradition ganz neu
von Hannes Sonntag
In einer Zeit, die dem Star als öffentlicher Kultfigur, dem Namedropping und dem medialen Glitzern wie selbstverständlich Priorität gewährt, ist ein Hinweis auf die originären musikalischen Tugenden wichtiger denn je.
Denn was eigentlich ist Musik im Kern? Ganz sicher – neben und jenseits virtuoser Professionalität – das Aufrufen des Menschlichen in all seinen klanglichen und emotionalen Aspekten. Empathisches Aufeinander-Eingehen gehört dazu, das Zurückstellen des Egos zugunsten eines übergeordneten Werk-Anspruchs, Respekt vor der geistigen Botschaft des Komponisten.
Was jüngst im Fürstensaal zu hören war, löste auf beinah ideale Weise diese Ansprüche ein. Die Geigerin Jolente De Maeyer und der Pianist Nikolaas Kende machten mit ihrem wunderbaren Duo-Spiel den intimen Fürstensaal auf Schloss Schieder buchstäblich still – will sagen, sie führten all ihre künstlerischen Qualitäten in höchster Konzentration den Protagonisten des Abends zu. So konnte man dem frühen Mendelssohn, dem jungen Schubert und Beethovens überwältigender ‚Kreutzer-Sonate‘ lauschen, als gebe es nichts anderes auf der Welt.
Das Credo des Großmeisters aus Bonn – „Von Herzen, möge es wieder zu Herzen gehen“ – löste sich an diesem Abend tief berührend ein. Solches Kammermusik-Spiel ist selten zu hören und löste jene Qualität von Begeisterung aus, die nur aus wirklicher Überzeugung entsteht.
Dem jungen Künstlerpaar aus Belgien ist weiterhin nur Erfolg zu wünschen – um seiner selbst, doch ebenso um der musikalischen Bereicherung des Publikums Willen!